Konvulsionstherapie
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Konvulsionstherapie

Die Elektrokrampftherapie ist ein wissenschaftlich begründetes Behandlungsverfahren für bestimmte psychiatrische Erkrankungen. Sie wird unter anderem und vor allem bei sehr schweren akuten Depressionen angewandt und bei Depressionen, die auf mehrere andere Behandlungen zuvor nicht ausreichend angesprochen haben (therapieresistente Depressionen).

Für sehr schwere akute Depressionen stellt die EKT die bestmögliche Behandlung dar, die den raschest möglichen Rückgang der Krankheitssymptome verspricht und damit das schwere Leiden der Patienten am schnellsten zu beenden vermag. Die Ansprechrate dieser Patienten liegt bei 60 bis 80 Prozent innerhalb von zwei bis vier Wochen, bei Patienten mit psychotischen Begleitsymptomen sogar bei 90 Prozent. Die EKT ist im Verhältnis zum angestrebten Therapieerfolg mit einem geringen Risiko verbunden. Es gibt Hinweise, dass das bei schwer depressiven Patienten häufig gegebene Selbstmordrisiko durch eine EKT-Behandlung schnell abnimmt. Erforderlichenfalls kann in meiner Praxis eine EKT-Behandlung auch mit Infusionen kombiniert werden, die den Wirkstoff Ketamin enthalten, wodurch eine sofortige zusätzliche Stimmungsaufhellung zu erwarten ist.

Für akut schwer depressiv Erkrankte stellt die EKT-Behandlung sicher oftmals - nicht immer! - eine Alternative zur stationären Einweisung in eine psychiatrische Fachklinik dar.

Bei therapieresistenten Depressionen ist die EKT die effektivste Behandlungsmaßnahme. Therapieresistenz ist definiert als das Nicht-Ansprechen auf mindestens zwei Antidepressiva aus zwei unterschiedlichen Gruppen, die ausreichend lange und ausreichend hoch dosiert gegeben worden sind.

Aus Umfragen ist bekannt, dass die meisten Psychiater (nicht zu verwechseln mit Psychologen - Psychologen sind keine Ärzte, sondern Geisteswissenschaftler) und Nervenärzte sich selbst bevorzugt mit EKT behandeln lassen würden, wenn sie schwer depressiv erkranken würden.

Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern (Großbritannien, skandinavische Länder, USA) wird die EKT in Deutschland vergleichsweise selten angewandt, obwohl an ihrer Wirksamkeit bei richtiger Indikation keinerlei Zweifel bestehen. Hierzulande herrschen noch immer unbegründete Vorurteile dieser Behandlungsmethode gegenüber vor. Dabei stellt die EKT bei richtigem Einsatz eine meist schnell wirksame Therapieform dar, die unter Umständen lebensrettend sein kann. Bei einer sehr seltenen psychiatrischen Erkrankung namens perniziöse Katatonie ist die Durchführung einer EKT Pflicht. Die Wirkung der EKT wird von den meisten Patienten in der Rückschau als gut bis sehr gut beurteilt.

Die EKT ist immer nur eine Komponente im Rahmen eines therapeutischen Gesamtkonzepts. Diese Behandlung darf nur von einem entsprechend qualifizierten Facharzt unter Mitarbeit eines Anästhesisten durchgeführt werden.

Die EKT beruht im Wesentlichen darauf, dass in Vollnarkose durch eine kurze elektrische Reizung des Gehirns ein generalisierter Krampfanfall ausgelöst wird. Für die Wirkung der EKT ist primär der ausgelöste Anfall verantwortlich. Der genaue Wirkmechanismus der EKT ist jedoch noch nicht abschließend geklärt.

Andere mit der Anwendung verbundene Faktoren wie z.B. die Narkose sind für die Wirkung an sich nicht von Bedeutung.

Weitere Informationen

Elektrokrampftherapie: Strom gegen Depression
Quelle: Beitrag des NDR
Visite - 31.01.2017 20:15 Uhr Autor/in: Sigrun Damas